Projektbeschreibung

Frame #228

2011 – Aluminiumkonstruktion an Hauswand

Künstler

João & Ana da Silva
Künstlerpaar und Umweltaktivisten
* 1954 und 1956 in Sao Paulo, Brasilien
leben und arbeiten in Sao Paulo

Standort

Münster, Ecke Geiststraße/Hammer Straße, permanente Installation

Dekommerzialisierung und die Entgrenzung des Bildfeldes werbedomminierter Städte

Seit mehr als 25 Jahren kämpft das brasilianische Künstlerpaar gegen die „unkontrollierte visuelle Umweltverschmutzung durch Werbung im öffentlichen Raum“. Ihre Arbeit bezeichnen sie als Propaganda-Dekonstruktivismus, bei der sie unter anderem, großflächige Werbeplakate bis auf den Rahmen entfernen und damit den Blick auf Verborgenes freigeben. Ana da Silva erklärte 2001 in einem Interview mit der unabhängigen polnischen Kunstzeitung „Der Strich“ ihr Ziel sei die „Dekommerzialisierung und Entgrenzung des Bildfeldes werbedomminierter Städte“.

Bereits 1984 gründeten sie die Gruppe „Oponentes De Publicidade“ die mit teils radikalen Maßnahmen weltweit für Aufsehen sorgte. 1985 beschmierte das Paar mehrere Großplakate in Sao Paulo mit Kot und Schweineblut, ein Jahr später ketteten sich Mitglieder der Gruppe für mehrere Tage nackt an die Plakatwände eines bekannten Autoherstellers. Mehr als 134 Strafanträge wurden im Laufe der Jahre gegen die Gruppe gestellt und João da Silva wurde 1986 sogar zu 2 Jahren Haft verurteilt, weil er den Artdirector einer großen brasilianischen Werbeagentur entführte und für 4 Wochen in einem Ölfass gefangen hielt.

2007 feierte die Gruppe mit der Aktion „10:1“ ihren größten Erfolg, als in Sao Paulo übergroße Werbung im öffentlichen Raum per Gesetz eingeschränkt wurde. Seitdem muss Werbung im öffentlichen Raum einem Flächenverhältnis von 10:1 entsprechen. Das bedeutet: Auf einer Fläche von 10 qm kann nur 1 qm Werbung geschaltet werden. Dieses Gesetz führte dazu, dass Werbung auf übergroßen Flächen in Sao Paulo massiv eingeschränkt wurde.

In Münster wählte das Paar eine prägnante Werbefläche auf der Ecke Geiststraße/Hammerstraße und dekommerzialisierte damit ihr zweihundertachtundzwanzigstes Großplakat: Frame #228.

Weitere Arbeiten: https://www.flickr.com/photos/tonydemarco/sets/72157600075508212/

João & Ana da Silva
(Zeichnung von R. Knurrhahn, 1982)

Plakat (Collage) zur Ausstellung „Arte Anticommerziale“ 2006

Aus der Reihe „Übermalungen“