Projektbeschreibung

Groschengrab

2009 – 2017, Stahl – farbig lackiert

Künstlerin

Verena-Gabriele Moscheniggel
* 1984 in Ladbergen, Deutschland
lebt und arbeitet in Münster/Westfalen

Standort

48163 Münster, Ossenkampstiege 84

 

Kunst mit Sprengkraft

Verena-Gabriele Moscheniggels Kunst kann mit Fug und Recht als Radikal bezeichnet werden. Bei ihren aufwendigen Sprengstoff-Installationen nimmt sie weder auf ihre Zuschauer noch auf sich selbst Rücksicht. Während der Ausstellung „Fuck it I“ auf dem Gelände der Frankfurter Börse wurden 1986 mehrere Besucher durch Wunderkerzen verletzt, bei „Fuck-it II“ in der Lobby der Mercedes-Benz-Bank nur ein Jahr später, verlor die Künstler beim Versuch ein brennendes Plastikstück auszutreten den kleinen Zeh ihres linken Fußes.

Grundlegendes Thema ihres künstlerischen Schaffens ist seit Jahren der Kapitalismus und seine negativen Auswirkung auf die Menschen. In Münster hat sie einen Kaugummi-Automaten installiert, bei dem der Nutzer Geld einwerfen kann, aber niemals etwas dafür erhält. Für Moscheniggel ist der Automat damit Symbol für einen ausschweifenden Neoliberalismus, für eine Leistungsgesellschaft die uns suggeriert, dass Erfolg von individueller Anstrengung abhängt und die Verantwortung bei jedem Einzelnen liegt. Verena-Gabriele Moscheniggel will uns mit ihrer Installation den Spiegel vorhalten und zeigen, dass es im Neoliberalismus nur Verlierer gibt.

Ihr Lösungsvorschlag ist befremdlich und rigoros zugleich: Nachdem die Skulptur einige Wochen lang als Groschengrab fungierte, hat Moscheniggel den Automaten geleert, das Geld der gemeinnützigen trotzkistischen Gruppe „Westfälischer Frühling“ gespendet und die Skulptur danach gesprengt. Heute ist nur noch der zerstörte Verkaufsautomat zu sehen. Ein Mahnmal gegen die Auswüchse eines hemmungslosen Wirtschaftssystems.

Verena-Gabriele Moscheniggel, 2001

Skizze, Bleistift

Die gesprengte Skulptur